Von gestern auf übermorgen – wie wir wir werden

Was wir heute als Multibrand-Geschäft sind, die Zusammensetzung an Marken die wir heute führen, all das, kann man auf keinem geraden Weg aufbauen.

Ich denke, unser Werdegang und auch unser Erfolg, hingen schon immer von einem sehr glücklichen, schicksalhaften Timing ab und von unserer persönlichen Eigenart.

Kein Satz wurde in den letzten zehn Jahren häufiger gesagt als:“ Dinge kommen immer wie sie kommen sollen.“ Dieser Satz wurde irgendwie zu unserem persönlichen „Oh Käpt´n mein Käpt´n“ – zu unserem inspirativen Leitspruch.

 

Wir werden öfter gefragt, wie wir es geschafft haben unser Konzept in den letzten 12 Jahren so aufzubauen. Gute Frage!

In der heutigen Modebranche ist ein bisschen so wie in jeder Branche: Kennt man nicht die Leute ganz oben, muss man eben unten anfangen.

Unser Glück war die Tatsache, dass wir mit einem Monolabel-Store der Firma Redgreen aus Dänemark (ja dieses alte Segellabel) vor 15 Jahren so merkwürdig erfolgreich waren, dass man es vermutlich mal mit uns probieren wollte. Wir kompensierten also über Fleiß und sympathische Hartnäckigkeit.

Marken anrufen und sagen: „Dich würde ich gerne verkaufen“, klappt natürlich nicht ... so hatten wir viele Absagen und viele Gespräche.

Zum Glück waren manche Marken dabei, die erkannten welchen Ehrgeiz wir haben und gaben uns eine Chance.

Wir begannen mit zwei weiteren Labels, dann noch zweien und so weiter uns so weiter. So wurden wir von einem Franchise-Partner und Monolabelstore-Betreiber nach und nach zu einem Multilabel-Konzept.

Manche Marken verließen unser Konzept schnell, manche langsam und manche haben wir bis heute. Man lernt, dass nur wenig Beständigkeit in dieser Branche liegt und man am besten die Eigenschaft entwickelt immer mit einem offenen Auge zu schlafen.

Manche Marken wurden mit uns populärer, manche bei uns und durch manche sind wir ein bisschen mehr en vogue geworden.

 

Die wichtigste Frage, die man sich dann irgendwann stellen sollte, ist nicht: Welche Labels will ich alle haben?

Sondern: Was habe ich eigentlich für einen Kunden und was mag dieser?

Ich denke, dass dies der Fehler so mancher Konzept-Designer ist. Es ist gar nicht anmaßend gemeint, aber wenn man seine reale Standort-Zielgruppe nicht richtig kennt, sondern sich nur ein oberflächliches Konstrukt an Labels auf die Flächen legt, wird es immer einen großen Anteil an Überschussartikel geben und man wird unweigerlich nicht die best mögliche Menge an potenziellen Kunden erreichen. Immer mehr Masse und immer weniger Individualismus ...

Wir haben das selbst gelernt, als wir mit unserem Konzept aus dem Hamburger Elbvororten nach Westerland auf die Insel Sylt gegangen sind und unseren zweiten Standort vor einigen Jahren dort eröffnet haben.

Obwohl viele ähnliche Kunden beide Standorte besuchen, vermischen zwei Faktoren das Nachfragebild. Zum einen (ganz logisch) die anderen Bundesländer und zum anderen (ganz einfach) die andere Stimmung in der man sich befindet, wenn man im Urlaub ist. Jeder kennt das bestimmt, man reist immer mit mehr zurück als man angekommen ist, weil man wie immer falsch gepackt hat.

Bereits nach der ersten Saison wurde der Einkauf für Sylt umstrukturiert.

Natürlich ist das viel Arbeit, sich für jeden Standort so viele spezielle Gedanken zu machen, aber nur so wird man einen langfristigen Erfolg haben. Damit ist der idealste und höchste Absatz gemeint, das heißt bei uns dann auch gleichzeitig, dass wir unsere örtliche Zielgruppe am idealsten eingeschätzt haben und bedienen konnten. Ergo: viele glückliche Kunden.

Natürlich sind wirtschaftlich entscheidende Aspekte, wie ein geringeres Lager, weniger Notwendigkeit zu Rabatten und Lagerüberfluss, angenehme Nebeneffekte, die ebenfalls über die Langfristigkeit einer Unternehmung entscheiden.

 

Wir gehören zu den Einzelhändlern, die nicht der Reihe nach in allen Städten Shops eröffnen und von oben herab oberflächlich planen. Wir arbeiten detailliert und vor allem persönlich, in und an jedem Geschäft und das rund um die Uhr – und das macht uns Spaß.

Wir möchten gerne Mode verkaufen, die hochwertig und dadurch langlebig ist, die innovativ und gleichzeitig alltagstauglich ist, die Spaß bringt und in der man sich wohlfühlt; und wir möchten vor allem, dass sich jeder auch traut bei uns zu bummeln.

So wichtig es auch ist, seine Kunden zu kennen und passend für sie einzukaufen, genauso wichtig ist es auch ein Team von Menschen um sich zu haben, mit denen man mit gleichem Sinne arbeiten kann.

Man verbringt mit den Menschen an seinem Arbeitsplatz die Hälfte der Zeit, die man nicht schläft. Bei einem durchschnittlichen Berufsleben sind das ca. 64.000 Stunden (Quelle welt.de vom 07.05.2015).

Wir sind mit unseren Kollegen immer auf freundschaftlichem Niveau, halten keine Hierarchien und jeder darf bei uns alles lernen und alles machen. Die Persönlichkeit die wir jeder mitbringt, sind wichtig, damit wir eine erfolgreiche und ausgewogene kleine Arbeitsfamilie sein können.

Deshalb finden wir es umso schöner zu sehen, dass so viele verschiede Menschen gerade wegen unserer Eigenart bei uns einkaufen, dass wir fester Bestandteil des Samstags-Einkaufs sind (vielleicht weil es bei uns den Kick-Off Espresso gibt) und das wir zu Zeiten der Corona-Schließung, zum Frühstücksritual mit unseren Shopping-Videos gehörten.

Wir bleiben auf jeden Fall so persönlich, so fleißig, so sympathisch hartnäckig, so familiär. Und wir verlassen uns weiter auf unser merkwürdig glückliches Timing, unsere kleine Simonsen-Familie und unsere großartige Kunden-Community.

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